ReiseberichteSüdafrika 2022

Abenteuer Südafrika

„Africa is not for sissies“ – Afrika ist nichts für Weicheier!

von Judith Hoppe

Dieser Slogan fällt mir ins Auge, als ich durch die Straßen von Umkomaas an der Küste von KwaZulu-Natal schlendere, eine Tauchbasis wirbt mit diesem Spruch. Wenn ich an meine bisherigen Erlebnisse der Südafrika zurückdenke, ist da schon die eine oder andere Begebenheit, die mir den Adrenalinpegel deutlich anstiegen ließ.

Zu Beginn der Reise stand die Rhino Ridge Lodge im Hluhluwe-iMfolozi-Nationalpark auf dem Programm. Mit dem Glück, in nur wenigen Tagen alle Tiere, die zu den „Big Five“, also Löwe, Leopard, Elefant, Büffel und Nashorn, vor die Linse zu bekommen, hatte ich gar nicht gerechnet. Dass am Ende nur die Löwen fehlten, war also eine große Überraschung. Bei jeder Pirschfahrt tauchte witzigerweise eine Tierart gehäuft auf. Einmal eine Herde von etwa zehn Giraffen, die an einem Wasserloch rasten, die Jungtiere rennen verspielt um die erwachsenen Tiere und nebenan friedlichen grasenden Zebras umher. Ein anderes Mal blockiert eine Elefantenherde die Straße, ein Bulle ist mit unserer Anwesenheit nicht glücklich, stellt die Ohren breitgefächert auf, trompetet laut und setzt sich leicht trabend in Richtung unseres offenen Geländewagens in Bewegung. Unser Guide lässt vorsichtig den Motor an, rollt rückwärts, die Elefantenherde beruhigt sich wieder. Am letzten Tag laufen wir bei leichtem Regen hinter Sibonelo her in den Busch hinein. Die Waffe ist entsichert – würde er im Ernstfall damit wirklich ein Tier erschießen? Er bedeutet uns, ruhig zu sein, bleibt immer wieder stehen, lauscht, ändert die Richtung. „Da, auf der gegenüberliegenden Seite – ein Nashorn! Es markiert sein Gebiet neu, da der Regen seine Spuren verwischt hat. Wir laufen hier durch das Flussbett schräg den Hang hoch und warten dann, dass es an uns vorbeizieht.“ Kurze Zeit später bleibt er stehen. „Leopardenspuren. Frisch. Sehr frisch. Vielleicht ein paar Minuten alt. Aber er läuft in die andere Richtung.“ Auf dem Hügel ist vom Nashorn keine Spur zu sehen. Sibonelo läuft unbeirrt weiter, bleibt wieder plötzlich stehen. „Da vorne! Ein… nein zwei… nein drei Nashörner! Seid ruhig und haltet Euch hinter mir.“ Das Jungtier spitzt die Ohren, schnaubt, kann uns aber nicht wittern. Unsicher macht es ein paar Schritte in unsere Richtung. Der Wind dreht etwas, nun stehen wir quasi in der Duftspur und das kommt gar nicht gut an! Es setzt auf uns an, Sibonelo brüllt etwas auf Zulu. Scheint zu wirken, das Nashorn stoppt. Um gleich darauf mit mehr Anlauf weiter in unsere Richtung los zu preschen. Sibonelo nimmt einen Stock auf und schleudert es dem mächtigen Koloss vor die Füße. Das wirkt. Wenn auch nur kurz. Das Nashorn dreht um, bleibt stehen, scheint zu überlegen. Wir treten den geordneten Rückzug zum Jeep an und atmen erst einmal tief durch.“

Als wäre das noch nicht genug Aufregung für einen Tag gewesen, bricht nachts ein Gewitter über uns herein, wie ich es nie zuvor erlebt habe. Irgendwann hört das Donnern auf und am nächsten Morgen knallt wieder der unvergleichlich blaue Himmel über den afrikanischen Busch, als hätte es die letzte Nacht nicht gegeben.

Kurz hinter dem Grenzzaun zum Nationalpark befindet sich eine kleine Ansiedlung. Wir befinden uns ja in KwaZulu-Natal, dem Kerngebiet des einst mächtigen Zulukönigs Shaka, unter dessen Herrschaft der Aufstieg der Zulu von einem kleinen Clan zu einem mächtigen Volk mit Macht über einen großen Teil des Gebiets des heutigen Südafrikas fiel. Seinem Erfolg bei der militärischen Überwindung seiner Feinde und seinem Geschick bei der Eingliederung der Unterworfenen verdankt Shaka den Ruf eines der herausragenden Könige der Zulu. Galten die Zulu einst als extrem kriegerisches Volk, sind sie heute mit gastfreundlich und herzlich wohl am treffendsten umschrieben, ihr Stolz ist indessen unverändert. Wir sind für eine Nacht zu Gast beim Nkosi-Clan, die uns wie selbstverständlich in kürzester Zeit in ihre Familie integrieren. Die erwachsene Tochter Zamani fungiert als Gastgeberin und Dolmetscherin, während Mama Nkosi die alten Zulu-Geschichten und -Traditionen zum besten gibt und sich um Abendessen und Frühstück kümmert. Nachmittags, am Lagerfeuer, kommt nach und nach die ganze Familie zusammen und bestaunt uns mindestens mit ebenso viel Neugier wie umgekehrt.

Die Unterkunft ist einfach, aber sauber und komfortabel. Nach dem Frühstück am näcshten Morgen werden wir von Mama Nkosi noch einmal kräftig geherzt und mit guten Wünschen versehen auf unsere Weiterreise geschickt. Die Zulu-Homestay-Experience kann ich nur wärmstens empfehlen!

Weiter geht es zur Thonga Beach Lodge, am weitläufigen Strand des iSimangaliso-Wetlandparks gelegen, die auch von den Isibindi Africa Lodges betrieben wird, wie auch die Rhino Ridge Safari Lodge. Hier ist erst einmal Erholung und Ruhe angesagt. Die luxuriöse Lodge liegt weit abgeschieden im Norden des Parks, in den zwölf Bush Suiten hört man maximal das sanfte Rauschen des Meeres. Das sich am folgenden Morgen leider in ein fürchterlich tosendes Gewässer verwandelt hat. „Mit dem Zodiac kommen wir heute leider nicht durch die Brandung“, erklärt uns General Manager André Kruger und schickt uns stattdessen in den geschützten „Rock Pool“ zum Schnorcheln. So können wir immerhin schon einmal mit den Wassertemperaturen im südafrikanischen Frühling Bekanntschaft machen: Mit 24°C sicherlich nicht das wärmste, das wir je erlebt haben, aber mit 5-mm-Anzug und auch ohne Kopfhaube fühlen wir uns pudelwohl im Wasser. Am folgenden Tag haben wir Glück und schweben in circa 12 Meter Tiefe über die bunt bewachsene Korallenwelt.

Am späten Nachmittag haben wir uns für einen Ausflug zum Lake Sibaya angemeldet. Er ist der größte natürliche Süßwassersee Südafrikas und bietet eine perfekte Kulisse für den obligatorischen „Sundowner“. Und der geht so: Vor Abfahrt in der Lodge darf man seine Getränke-Bestellung aufgeben. Am Seeufer wird dann ein Klapptisch aufgebaut, kleine Metalldosen mit Nüssen und „Biltong“ (südafrikanisches Trockenfleisch) geöffnet und die diversen Getränke gemixt oder eingeschenkt. Pünktlich zum Sonnenuntergang halten wir unseren Gin & Tonic in der Hand und genießen das Farbspektakel am Horizont.

Auch in der Thonga Beach Lodge ist das Essen, wie schon in der Rhino Ridge Lodge, ausgezeichnet. Eingedenk der Tatsache, dass es eine Stunde Wegstrecke im 4×4-Fahrzeug von der „Hauptstraße“ bis hierher ist, keine Selbstverständlichkeit, was hier alles kredenzt wird.

Am letzten Morgen laufe ich eine gute halbe Stunde den weitläufigen Strand entlang, begegne keiner Menschenseele, niemand spricht mich an, will mir etwas verkaufen. Ach, hier könnte ich es gut und gerne noch ein bis zwei Wochen länger aushalten…

Bilder © Judith Hoppe

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